Pflege ist vom Fachkräftemangel besonders belastet

Überall mangelt es an Fachkräften. In der Pflege ist es besonders schwierig Mitarbeitende zu finden und offene Ausbildungsplätze zu besetzen. Im Verbund mit anderen Pflegediensten aus dem Schwalm-Eder-Kreis engagiert sich Martina Sandrock-Höhle vom Pflegedienst „Pflege im Haus – Sandrock-Höhle“ deswegen bereits seit einigen Jahren, um dem Fachkräftemangel durch das Anwerben von Menschen aus dem Ausland etwas entgegenzusetzen. Wiebke Knell, FDP-Fraktionsvorsitzende im Hessischen Landtag und im Kreistag, wurde mit einem eindringlichen Hilferuf von Martina Sandrock-Höhle nach Homberg eingeladen. Auch am Termin teilgenommen hat Henriette Höhle, die zur Zeit ein Betriebswirtschaftsstudium absolviert und zukünftig den Betrieb übernehmen möchte. 

„Unser größtes Problem ist die derzeit geltende Fahrerlaubnisverordnung“, sagte Sandrock-Höhle, die bereits seit 29 Jahren Patienten ambulant mit ihrem Pflegedienst versorgt und 41 Mitarbeiter beschäftigt. Da sie fast keine Bewerbungen mehr aus Deutschland erhält, wurden in den vergangenen Jahren Auszubildende aus der Mongolei angeworben. „Das sind tolle, motivierte Menschen, die von uns in jeder Hinsicht unterstützt werden, um die Hürden meistern zu können, die mit einem Umzug nach Deutschland verbunden sind. Allerdings erlischt deren Fahrerlaubnis für Deutschland automatisch nach 6 Monaten.  Es gibt für Menschen aus dem außereuropäischen Ausland keine Möglichkeit den Führerschein aus dem Heimatland anerkennen zu lassen. Dies bedeutet für die Auszubildenden, dass sie den Führerschein komplett neu erwerben müssen, was neben all den anderen Herausforderungen und in der Kürze der Zeit für die Auszubildenden nicht realisierbar ist“, bedauerte Sandrock-Höhle. Trotzdem will sie nicht aufgeben. Denn um als Betrieb zukunftsfähig zu sein und die Menschen auch in den kleinen Orten im ländlichen Raum ambulant zu versorgen, braucht es dringend Fachkräfte.

Knell sagte dazu: „Wir brauchen ausländische Fachkräfte, die bei uns arbeiten. Das betrifft nicht nur den Pflegsektor, sondern auch andere Branchen. Mobil zu sein ist häufig die Grundvoraussetzung, damit man zu seiner Arbeitsstelle gelangt oder wie im Bereich der ambulanten Pflege unabdingbar ist, um diese Tätigkeit ausüben zu können.“ Natürlich dürfe die Verkehrssicherheit nicht beeinträchtigt werden, jedoch sei es komplett unverständlich, warum es ein halbes Jahr lang kein Problem ist mit dem ausländischen Führerschein in Deutschland zu fahren und dies ab dem ersten Tag des siebten Monats nicht mehr geht. Diese Tatsache und Problematik überfordere sowohl engagierte Arbeitgeber wie auch Arbeitnehmer bei ihren Bemühungen. „Insbesondere für den ländlichen Raum wird dies perspektivisch zur Verschärfung des Fachkräftemangels beitragen“, kritisierte Knell diesen Zustand. Ohne eine Fahrerlaubnis und Möglichkeit auf Mobilität, orientieren sich Menschen eher auf städtische Gebiete, weil sie dort mehr Möglichkeiten haben. „Um unseren Ausbildungsmarkt auch mit ausländischen Fachkräften stärken zu können, ist dringend politisches Handeln gefragt“, sagte Knell. Da die geltende Fahrerlaubnisverordnung im Bundesrecht verankert ist, versprach Knell nachdrücklich die Problematik nach Berlin weiterzuleiten und den politischen Prozess anzustoßen. „Auszubildende sollten nicht benachteiligt sein, wenn sie sich für eine Pflegeausbildung bei uns auf dem Land entscheiden, bei der sie auf das Autofahren angewiesen sind. Das gilt auch für andere Berufsgruppen, wo der Führerschein eine entscheidende Stellschraube ist“, betonte Knell. Die Politikerin sprach sich selbst für eine deutliche Herabsenkung der bestehenden Hürden aus.