Glyphosat – eine andere Bilanz
Niederaula – Kerspenhausen. Die landwirtschaftspolitische Sprecherin der FDP im hessischen Landtag Wiebke Knell besuchte im Rahmen ihrer Sommertour den Landwirt Lothar Stein aus Kerspenhausen. Lothar Stein bewirtschaftet seinen Betrieb schon seit über 25 Jahren ohne Pflug. Nach einem Rundgang über das Hofgelände berichtete Lothar Stein über seine Erfahrungen der letzten Jahre und die Auswirkungen eines möglichen Glyphosatverbots auf seinen Ein-Mann-Betrieb.
„Glyphosat hilft Erosion zu vermeiden, weil der Boden nicht so oft aufgebrochen wird“, erklärte Stein. Es würde weniger Boden ausgewaschen und auch die Winderosion werde vermindert. Sollte Glyphosat verboten werden, stünde er auch vor einem finanziellen Problem. Die Geräte, die für eine mechanische Unkrautbekämpfung erforderlich seien, könnten seine Traktoren, von denen der größte 107 PS hat, gar nicht bewegen. Es müsste also der komplette Fuhrpark erneuert werden. „Ich habe innerhalb der Familie keinen Nachfolger“, erzählte Stein. Eine externe Nachfolge ließe sich unter den genannten Voraussetzungen aber nur schwer finden, weil die Investitionen bei der gegebenen Betriebsgröße risikobehaftet wären.
„Es werden also nicht nur mehr Arbeitsgänge erforderlich, sondern auch größere Geräte“ stellte Knell fest. Darüber hinaus ist eine weitere Konzentration der landwirtschaftlichen Betriebe zu größeren Einheiten zu befürchten, weil kleinere Betriebe die erforderlichen Investitionen nicht stemmen können, von Nebenerwerbslandwirten ganz zu schweigen.
Lothar Stein ist jemand, der seine eigenen Erfahrungen aber auch wissenschaftlich belegen kann. Während des Gesprächs legte er mehrere Ordner mit Berichten über die Auswirkungen von Glyphosat, aber auch über die Auswirkungen eines möglichen Verbots vor. Allein in Deutschland würden laut der TH Bingen bei vorsichtiger Schätzung 440.000 t CO2 zusätzlich ausgestoßen.
„Auch hier zeigt sich wieder der Unterschied zwischen Wissenschaft und Ideologie“, resümierte Knell, „Ich habe kein Verständnis dafür, wenn die Berufsgruppe der Landwirte pauschal unter Generalverdacht gestellt wird. Manche sehen in Landwirten die reinsten Brunnenvergifter.“
Genau das Gegenteil ist nach Lothar Stein und seiner Literatur der Fall. Wenn Landwirte mit Zwischenfrüchten unter maßvoller Glyphosatverwendung arbeiten, so verhindern sie sowohl Nitrat- als auch Phosphatauswaschungen, weil die Stoffe länger im Boden gebunden bleiben und so während der Wachstumsphase von den Nutzpflanzen aufgenommen werden können. Ohne diese Bindung gelangt Nitrat ins Grundwasser und Phosphat in die Oberflächengewässer.
Nach einem intensiven Informationsaustausch bedankte sich Knell für die umfangreiche Darlegung aus Sicht eines Betroffenen. „Gerade der Klimawandel zwingt uns, möglichst wenig Erosion des wertvollen Ackerbodens zuzulassen. Hier sollte anstelle eines pauschalen Verbots nach einer vernünftigen Alternative zum Glyphosat gesucht werden. Hierfür werde ich mich einsetzen“, versprach Knell beim Abschied.