Die Landwirtschaft ist digital

Im Rahmen ihrer Sommertour hat sich die nordhessische FDP-Landtagsabgeordnete und agrarpolitische Sprecherin Wiebke Knell (Schwalm-Eder-Kreis) zu einem Austausch mit Vertretern des Bauernverbandes bei der Biogasanlage der Familie Wetekam in Diemelsee-Vasbeck getroffen. Begleitet wurde sie vom Sprecher für Digitalisierung und Europa der FDP-Landtagsfraktion Oliver Stirböck (Offenbach). Der Einladung gefolgt war auch der Präsident des Hessischen Bauernverbandes Karsten Schmal sowie Landwirt Martin Leis aus Volkmarsen, Vorstandsmitglied im Kreisbauernverband Waldeck.

Die beiden FDP-Politiker konnten sich davon überzeugen, wie sehr sich der Landwirtschaft in den letzten Jahren gewandelt hat. Ob durch die Änderungen der Düngeverordnung oder die Umstellung auf Melkrobotern bei Milchviehbetrieben: Überall kommt High-Tech zum Einsatz, bzw. könnte kommen, sofern die digitale Infrastruktur den Ansprüchen einer reichen Wirtschaftsnation genügen würde.

„Unterwegs war mehrere Male der Handyempfang komplett weg“ stellte Stirböck bereits auf der Anreise fest. „Das kennen wir leider zu genüge“ berichtete Heinrich Wetekam, „wie soll man da die automatische Steuerung von Düngegeräten nutzen, wenn auf einem Acker mehrfach der Empfang abreißt?“

Knell stimmte Wetekam zu: „Die Chancen, die die Digitalisierung mit sich bringt, dürfen kein Privileg von Metropolregionen sein. Die Digitalisierung ermöglicht enorme Fortschritte für die alltägliche Praxis der Landwirte, den Umweltschutz und das Tierwohl, aber es mangelt an digitaler Infrastruktur. Auch hier bei uns in Nordhessen muss es im Ausbau von Breitband und Mobilfunk endlich vorangehen, damit die Landwirte, aber auch die Vertreter anderer Wirtschaftszweige im internationalen Wettbewerb auch in Zukunft bestehen können.“

„Auch die Fernüberwachung unserer Biogasanlagen erfolgt digital“, erklärten Heinrich Wetekam und Martin Leis. Die Digitalisierung sorgt für etwas mehr freie Zeit, die der Landwirt aber auch dringend braucht, um die erforderliche Dokumentation zu erfüllen, die sein Berufsleben täglich begleitet. Manche Dinge werden allerdings noch in Papierform abgewickelt, die eigentlich auch mit EDV schneller gingen. „Wir warten zum Beispiel häufiger darauf, dass die Post, die schon lange nicht mehr täglich gebracht wird, uns die Vordrucke für die Geburtspässe unserer Kälber bringt“, so Präsident Schmal. Ohne diesen Geburtspass können Tiere nicht vermarktet werden. Bullenkälber, die in der Regel in spezialisierte Mastbetriebe verkauft werden, dürfen den Hof ohne Pass nicht verlassen. Knell versprach, sich dafür einzusetzen, dass dieser Vorgang vereinfacht werden kann. „Ich werde im Landtag anregen, dass diese Dokumente künftig online runtergeladen werden können, damit der Zeitverlust und der daraus entstehende wirtschaftliche Schaden reduziert werden.“ Stirböck werde sie bei diesem Vorhaben unterstützen und selber massiv den Ausbau der Netzabdeckung im Mobilfunk sowie den längst überfälligen Breitbandausbau im ländlichen Raum einfordern.